Mobilität für Jung & Alt verbessern

Mühldorf – Mehr Investitionen für Bahn und ÖPNV, Anschluss an den MVV, flächendeckende Verkehrsverbünde, intelligente Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsmittel sowie deutlich mehr Platz für Rad- und Fußwege: Diese Forderungen aus dem grünen Wahlprogramm standen im Fokus der Veranstaltung „Mobilität für Jung & Alt“ am vergangenen Montag 27. Januar 2020 in Mühldorf.

Im vollbesetzten Saal des Ökonomiestadls erläuterte Dr. Markus Büchler, Sprecher für Mobilität der grünen Landtagsfraktion, dass der ÖPNV über Jahrzehnte vernachlässigt wurde und die deutsche Schieneninfrastruktur sich quasi in einem „prähistorischen“ Zustand befinde. Während in der Schweiz rund 360 € pro Kopf und Jahr in den ÖPNV fließen, sind es in Deutschland gerade mal 60 € bis 70 €. Dagegen wurden 2019 alleine in Bayern €4 Milliarden für den Straßenbau ausgegeben. Der Zubau von Straßen löst allerdings kein Verkehrsproblem, im Gegenteil: Durch mehr Individualverkehr nimmt die Enge auf den Straßen zu, Lärm und C02-Emissionen steigen. Auch der Raumbedarf für Straßen ist im Verhältnis zur Bahn gewaltig.

Zur Förderung einer umweltverträglicheren Mobilität sind also dringend mehr Investitionen notwendig. Am Nachmittag vor der Veranstaltung hatten sich Dr. Büchler und Cathrin Henke deshalb am Bahnhof Mühldorf über den Ausbau des Mühldorfer Stern und die Pläne der Südostbayernbahn informiert. Laut Geschäftsführer Christoph Kraller, der auch an der Abendveranstaltung teilnahm, fährt die SOB auf einem Schienennetz von 720 km Länge 8 Mio km pro Jahr. Einige Strecken sind durch den Güterverkehr besonders stark genutzt. Nicht nur der Fuhrpark der Bahn ist z. T. technisch veraltet, sondern auch die Stellwerkstechnik arbeitet in einigen Fällen seit 113 Jahren. Kein Wunder also, dass Störungen bei Systemen, die am Anschlag arbeiten, häufiger vorkommen und dann gravierende Auswirkungen auf den Zugverkehr haben. Dementsprechend beklagten viele TeilnehmerInnen Erfahrungen mit Verspätungen und Zugausfällen.

Neben der besseren Ausstattung der Bahn fordert Dr. Büchler die Ergänzung durch Busse sowie flächendeckende Verkehrsverbünde in ganz Bayern, sowie eine intelligente Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel (z. B. Express-, Rufbusse) und Fahrradgaragen an Bushaltestellen und Bahnhöfen. Das Ziel ist eine Mobilitätsgarantie, wonach alle Ortschaften stündlich von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr erreichbar sein müssen.

Laut Landratskandidatin Cathrin Henke geht das landkreisweites ÖPNV-Konzept in die richtige Richtung, muss aber effizienter weiterentwickelt werden. Mit einer Staffelung des Unterrichtsbeginns und Nutzung durch andere Fahrgäste können Schulbusse besser ausgelastet werden. Als Landrätin wird sich Cathrin Henke außerdem verstärkt für eine bessere Kooperation der Kommunen untereinander und mit den benachbarten Landkreisen einsetzen. Auch die Anbindung an den MVV wäre ein sinnvoller Schritt, um die überregionale ÖPNV-Vernetzung für PendlerInnen und andere Reisende zu verbessern.

Ergänzt wurde Veranstaltung durch einen Videobeitrag von Matthias Kraft, grüner Bürgermeisterkandidat für die Stadt Mühldorf. Darin stellte er die digitalen Möglichkeiten zur Entlastung der Verkehrsnetze, vor wie Home Office und Co-Working Konzepte. Erforderlich dafür sei allerdings eine bessere flächendeckende Ausstattung mit schnellem Internet in ländlichen Raum.